Emotionen im Führungsalltag – unterschätzt und unverzichtbar

Die hat sich aber nicht im Griff.“
Diesen Satz hörte ich einmal von einem früheren Chef über eine Mitarbeiterin, die in einem Meeting emotional reagierte. Der Unterton war klar: Gefühle am Arbeitsplatz sind unprofessionell.

Lange Zeit habe auch ich geglaubt, Emotionen hätten im Business keinen Platz. Führung, so lernte ich, bedeute vor allem: kühlen Kopf bewahren, rational entscheiden, sachlich bleiben. Doch je länger ich in Führungsverantwortung stand, desto deutlicher wurde mir: Dieses Bild ist nicht nur unvollständig – es ist gefährlich.

Denn die Wissenschaft zeigt eindeutig: Emotionen sind keine Nebensache. Sie sind das Fundament jeder Führung. 

Warum Emotionen oftmals abqualifiziert werden:

1️⃣ Kulturelles Erbe
Unsere westliche Führungskultur ist seit Jahrzehnten vom rational-analytischen Leitbild geprägt: Zahlen, Daten, Fakten. Gefühle dagegen wurden in die Schublade „privat“ oder „weich“ verbannt – als etwas, das im Business stört.

2️⃣ Verwechslung mit Impulsivität
Emotionen zu zeigen, wird oft gleichgesetzt mit Kontrollverlust oder unprofessionellem Verhalten. Doch es geht nicht darum, Gefühle ungebremst rauszulassen – sondern darum, bewusst mit ihnen umzugehen.

3️⃣ Unbewusste Muster
Unter Druck übernehmen oft alte Programme das Steuer: Ärger, Rückzug, Zynismus. Diese Reaktionen wollen viele Führungskräfte nicht zeigen – also tun sie lieber so, als gäbe es Emotionen gar nicht. Das Problem: Wegschieben macht sie nicht kleiner, sondern unbewusster – und damit wirkmächtiger.

Warum Emotionen so wichtig sind 

🧠 Neurobiologische Grundlage von Entscheidungen

Die Hirnforschung zeigt deutlich: Entscheidungen sind ohne emotionale Bewertung praktisch unmöglich. Patienten mit Schädigungen im limbischen System konnten zwar Fakten analysieren, waren aber unfähig, selbst einfachste Alltagsentscheidungen zu treffen (Damasio, 1994).

Genau deshalb ist emotionale Kompetenz kein Luxus, sondern das Betriebssystem guter Führung. Rationalität sortiert Fakten – aber Emotionen geben ihnen Bedeutung und Richtung. 

🤝 Verbindung und Vertrauen

Menschen folgen Menschen – nicht Excel-Tabellen. Emotionen sind das Medium, durch das Verbindung entsteht. Wer Freude, Anteilnahme oder auch Sorge zeigt, baut Vertrauen auf. Studien belegen, dass mitfühlende Führungskräfte als kompetenter, vertrauenswürdiger und inspirierender wahrgenommen werden. (Siehe hierzu auch mein Artikel: [Link einfügen]) 

🛟 Orientierung in unsicheren Zeiten

Zahlen, Daten und Fakten geben uns das Gefühl von Kontrolle – aber sie bieten selten echte Orientierung. Orientierung entsteht dort, wo eine Führungskraft klar in Kontakt mit sich selbst und ihren Emotionen ist. Gerade in Transformation und Krise brauchen Teams weniger perfekte Antworten – sondern emotionale Stabilität und Halt. 

🧭 Selbstführung

Emotionen sind innere Navigationssignale:

  • Wut zeigt, dass eine Grenze überschritten wurde.

  • Angst weist auf Unsicherheit hin.

  • Freude verstärkt das, was Sinn macht.

Wer diese Signale ignoriert, verliert den Kontakt zu sich selbst – und damit auch die Fähigkeit, andere wirksam zu führen.

 

Der entscheidende Unterschied: Unterdrücken vs. Gestalten

Emotionen sind wie Energie – man kann sie nicht abschalten. Wer sie verdrängt, riskiert, dass sie unbewusst und destruktiv wirken: in Zynismus, Überkontrolle oder Rückzug.

Führung bedeutet deshalb nicht, gefühllos zu sein. Sondern:

  • wahrnehmen, was in mir und anderen geschieht

  • benennen, ohne sofort zu bewerten

  • gestalten, indem ich bewusst reagiere

So entsteht Präsenz, die Klarheit und Orientierung schafft. Und genau darin liegt die wahre Stärke von Führung.

 

Fazit: Emotionale Intelligenz ist Leadership-Kompetenz

Die Abwertung von Emotionen als „Soft Skill“ ist ein Missverständnis. In Wahrheit sind sie der entscheidende Treiber für Orientierung, Motivation und Vertrauen.

  • Rationalität ohne Emotion bleibt kalt.

  • Emotion ohne Bewusstsein bleibt chaotisch.

  • Erst die Verbindung aus beiden macht Führung wirksam.

Wenn du lernen möchtest, Emotionen als Führungsressource bewusst zu nutzen – statt sie als Störfaktor zu bekämpfen – dann lass uns gerne darüber sprechen.

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Möchtest Du weitere Informationen über mich oder unsere mögliche Zusammenarbeit, dann besuche gerne mein Homepage www.achtsame-fuehrung.de

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Wer seine blinden Flecken nicht kennt, führt riskant