Selbstführung unter Stress: Muster erkennen, bewusst handeln, wirksam führen
Warum Selbstführung in Drucksituationen entscheidend ist
Als Führungskraft bist du heute mit einer Arbeitswelt konfrontiert, die sich ständig verändert: volatile Märkte, knappe Ressourcen, Fachkräftemangel, steigende Kundenerwartungen. Gerade in dynamischen Branchen – wie Logistik, Industrie oder Gesundheitswesen – entscheidet deine Fähigkeit zur Selbstführung darüber, ob du unter Druck klar und präsent bleibst oder in alte Reaktionsmuster fällst.
Achtsame Führung ist keine „weiche Zusatzkompetenz“. Sie ist die Grundlage moderner Leadership-Kompetenz – und damit ein zentraler Erfolgsfaktor.
Denn: Wenn du dich selbst nicht führen kannst, wirst du in Stresssituationen automatisch von deinen Mustern geführt.
Wenn Druck kommt – übernimmt das Muster
Über zehn Jahre lang war ich als operative Führungskraft in der Logistik tätig – mit Verantwortung für mehrere hundert Mitarbeitende an verschiedenen Standorten. Die Branche ist geprägt von schmalen Margen, hohem Zeitdruck und einem Alltag voller Unwägbarkeiten: Lieferengpässe, kurzfristige Kundenanforderungen, Personalausfälle.
In solchen Phasen zeigt sich, wie wir wirklich führen. Rückblickend habe ich bei mir ein klares Muster erkannt:
Ich zog mich zurück, vertiefte mich in Zahlen, Tabellen und Verträge, um Kontrolle zu gewinnen. Was ich zu selten tat: den direkten Dialog mit Kunden suchen, mein Team aktiv einbeziehen, meine Vorgesetzten transparent informieren.
Dieses Verhalten war kein Zufall. Es war das Ergebnis aus einem Zusammenspiel innerer Antreiber, gelebter Werte und eines stark faktenorientierten Führungsstils.
Antreiber, Werte und Muster – wie alles zusammenhängt
Unser Verhalten in Stresssituationen ist selten spontan – es folgt meist erlernten Programmen. Drei Ebenen spielen eine Rolle:
1. Antreiber – innere Sätze, die dich unbewusst steuern (z. B. „Sei stark!“, „Sei perfekt!“, „Mach schnell!“)
2. Werte – bewusste Orientierungspunkte, die dein Handeln leiten (z. B. Klarheit, Zuverlässigkeit, Integrität)
3. Muster – wiederkehrende Handlungsweisen, die aus Antreibern und Werten entstehen
In meinem Fall war es der Antreiber „Sei stark!“: Probleme allein lösen, keine Schwäche zeigen. Verstärkt durch „Sei perfekt!“: lieber noch eine Analyse mehr, bevor ich mit unvollständigen Informationen ins Gespräch gehe.
Diese Antreiber passten zu meinen Werten Struktur und Klarheit – führten aber dazu, dass ich die Beziehungsdimension der Führung vernachlässigte.
Stress im Gehirn – warum Muster so stark wirken
Neurowissenschaftlich betrachtet übernehmen unter Stress oft ältere Gehirnregionen das Steuer – allen voran die Amygdala. Sie bewertet Situationen blitzschnell nach „Gefahr“ oder „Sicherheit“ und löst automatische Reaktionen aus: Angriff, Flucht oder Erstarren.
Der präfrontale Cortex, zuständig für reflektiertes Handeln, wird dabei weniger aktiv.
Das erklärt, warum viele Führungskräfte in Drucksituationen:
auf Kontrolle setzen,
vorschnell Entscheidungen treffen oder
wichtige Gespräche vermeiden.
Achtsame Selbstführung bedeutet, diesen Mechanismus zu erkennen und den präfrontalen Cortex wieder zu aktivieren – durch bewusstes Innehalten, Atmen, Reflektieren.
Selbstführung heißt: Muster erkennen und neu wählen
Der erste Schritt zu wirksamer Selbstführung ist Bewusstheit:
Wie reagiere ich unter Druck?
Welche inneren Sätze treiben mich an?
Dienen mir diese Reaktionen – oder engen sie mich ein?
Hilfreiche Leitfragen:
Was treibt mich innerlich an? (Antreiber)
Was ist mir in dieser Situation wirklich wichtig? (Werte)
Bin ich im echten Dialog – oder halte ich an Kontrolle fest?
Selbstführung heißt nicht, sofort alles zu ändern. Es heißt, innezuhalten, das eigene Muster zu registrieren – und dann bewusst zu entscheiden, ob du wie gewohnt reagierst oder eine andere Option wählst.
Der feine Unterschied zwischen Antreibern und Werten
Viele Führungskräfte verwechseln Antreiber mit Werten. Das ist verständlich, weil sich beides wie ein innerer Antrieb anfühlt. Der Unterschied ist jedoch entscheidend:
Gegenüberstellung Antreiber vs. Werte für Führungskräfte
Wenn du deine Antreiber für Werte hältst, läufst du Gefahr, dauerhaft im Stressmodus zu arbeiten – statt aus innerer Überzeugung zu handeln.
Achtsame Selbstführung heißt, sich am inneren Kompass (Werte) zu orientieren, nicht nur vom inneren Motor (Antreibern) antreiben zu lassen.
Selbstfürsorge als Basis für Leistung
Früher hielt ich es für normal, mich über meine Grenzen hinaus zu verausgaben. Heute weiß ich: Ich war dauerhaft im sympathikotonen Zustand – mein Nervensystem war auf Anspannung programmiert.
Ich funktionierte – aber ich spürte mich nicht mehr.
Selbstfürsorge ist keine Option, sondern Pflicht:
Grenzen setzen – deine Kapazitäten kennen und wahren
Regeneration einplanen – Pausen, Bewegung, Erholung
Emotionale Balance pflegen – durch Austausch und Reflexion
Nur wer sich selbst spürt, kann auch andere erreichen.
Drei Werkzeuge für achtsame Selbstführung
Micro-Pausen
Mehrmals am Tag 60 Sekunden innehalten: atmen, Körpersignale wahrnehmen, Blick aus dem Fenster – wirkt wie ein Reset für dein Nervensystem.Reflexionsfragen
Nach Meetings oder Konflikten: „Was habe ich gedacht? Was habe ich gefühlt? Was habe ich gebraucht?“Feedback einholen
Vertrauenspersonen fragen, wie du in Stressphasen wirkst – blinde Flecken werden sichtbar.
Fazit: Selbstführung ist Haltung, nicht Technik
Selbstführung beginnt nicht mit Tools oder Checklisten. Sie beginnt mit einer inneren Entscheidung:
Wer will ich als Führungskraft sein – gerade in schwierigen Momenten?
Handle ich aus Reaktion oder aus bewusster Wahl?
Bin ich im Kontakt mit mir – und damit auch mit meinem Team?
Achtsame Führung ist das Fundament jeder echten Leadership-Kompetenz.
Nur wenn du dich selbst klar und präsent führst, kannst du Orientierung geben, Vertrauen schaffen und nachhaltig wirken.
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Dr. Johannes Gaismayer ist Coach und Mentor für achtsame Führung. Er begleitet Führungskräfte und Unternehmen dabei, Präsenz, emotionale Intelligenz und Selbstregulation nachhaltig zu stärken.